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Bausteine der Website-Lokalisierung

Im letzten Beitrag haben wir uns damit beschäftigt, welche Informationen zu Sprache und Standort eines Webseiten-Benutzers verfügbar sein könnten, und auf welchem Wege. Heute steht nun die Frage im Vordergrund, was wir mit den Erkenntnissen anfangen können und wollen.

Im letzten Beitrag haben wir uns damit beschäftigt, welche Informationen zu Sprache und Standort eines Webseiten-Benutzers verfügbar sein könnten, und auf welchem Wege. Heute steht nun die Frage im Vordergrund, was wir mit den Erkenntnissen anfangen können und wollen.
Dies führt im Grunde auf den Kern unseres Themas der„Optimierung von Globalen Websites“, was ich in gerne wie folgt umreiße:

a) Auslieferung von passenden Inhalten
b) in passender Darstellung
c) mit guter Performance

an Anwender überall auf der Welt (oder besser „auf Zielmärkten rund um den Globus“, um ganz genau zu sein).

Während Performance ein komplett eigenes Thema ist – und ein sehr spannendes, mit dem wir uns in einem Folgeartikel intensiv befassen werden – wollen wir hier einen Blick auf die einzelnen Komponenten von (a) und (b) werfen: Auf Inhalt und Darstellung, die für den Besucher gut funktionieren.

Vorab sei noch angemerkt, dass auch die Umsetzung dieser Komponenten in eine tatsächliche Struktur, sprich: in unterschiedliche Varianten einer Website, eine Aufgabe für sich ist. Und zwar eine anspruchsvolle – daher werden wir diese ebenfalls gesondert behandeln, nämlich im nächsten Teil dieser Serie.

Nicht für Jedermann

Bevor wir uns den Details zuwenden, möchte ich aber zunächst die grundsätzliche Frage stellen: Warum könnte man überhaupt unterschiedliche Inhalte und Darstellungen präsentieren wollen? Oder mit anderen Worten: Ist ein weltweit identischer Webauftritt wirklich so schlecht?

Und oft genug kann die Antwort lauten: Nein, er ist absolut sinnvoll.

In vielen Fällen aber sieht es anders aus. Nutzungsbarrieren können entstehen, Seiten können sogar komplett unbenutzbar werden. Zudem lässt man die Chance ungenutzt, dem Anwender zu zeigen, dass man sein Land bzw. seine Region ernst nimmt und vielleicht sogar Ansprechpartner vor Ort hat.
Außerdem würde die landessprachliche Suchmaschinen-Platzierung erheblich verschlechtert, und dieses Thema (Suchmaschinenoptimierung, SEO) ist natürlich riesig, und oft alleine schon ausschlaggebend.

Der wichtigste Faktor bei diesem Thema ist offensichtlich die Zielgruppe:

  • Je heterogener die Besuchergruppen sind,
  • je mehr unterschiedliche Kulturen sie umfasst,
  • je weniger in diesen der Umgang mit nur einer Sprache funktioniert,
  • und je mehr der Gegenstand der Website eine regionale Anpassung nahelegt,

desto wichtiger wird es, zu differenzieren.

Anderseits muss es natürlich ein Abwägen zwischen Kosten und Nutzen geben. Deshalb wird man, anstatt immer das Maximum anzustreben, fallweise die optimalen Lösung bestimmen wollen.

Zurück zum Thema: Beginnen wir nun – entgegen der obigen Aufzählung – mit den Darstellungs-Aspekten, da dieser Einstieg etwas leichter sein dürfte.

Lokalisierte Darstellung

Hier geht es um die Bestandteile, die unter „Darstellung“ zusammengefasst sind – aber auch um mögliche Anpassungen, die je nach Zielgruppe Sinn machen:

„DIE SPRACHE DES BESUCHERS VERWENDEN!“

Dies ist eine einfache Forderung… zumindest einfach aufzustellen. Klar: Die Inhalte in der jeweiligen Muttersprache der Leser anzubieten ist prinzipiell eine gute Sache.

Für die Umsetzung müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Wir müssen herausfinden, welches die favorisierte Sprache des jeweiligen Benutzers ist (zu diesem Thema siehe auch meine Einführung zur Sprach-Ermittlung auf Websites).
  • Wir müssen übersetzte Versionen der Website-Inhalte erstellen und pflegen.

Gerade letzteres ist eine ernstzunehmende Herausforderung und muss gut geplant werden, sonst wird es zwangsläufig außer Kontrolle geraten. Bedenken sollte man:

  • Soll die Seitenstruktur jeder Sprach-Version identisch sein?
  • Wenn dies der Fall ist, können in einer bestimmten Sprach-Version eigenständige Inhalte existieren, oder muss es immer zugehörige Inhalte in der Standard-Sprache geben?
  • Wenn eine Seite (noch) nicht übersetzt wurde, soll dann diese Seite in der Standard-Sprache angezeigt werden, oder gar keine?
  • Welches ist überhaupt die Standard-Sprache? Die eigene Muttersprache, Englisch, oder etwas völlig Anderes?
  • Arbeitet man überhaupt mit einer „Standard-Sprache“, oder gibt es gar keine?
  • Brauchen wir Unter-Varianten einer Sprache (z.B. Britisches Englisch als eine modifizierte Version der US-Englischen Inhalte, …)?
  • Wer wird die Übersetzung je Sprache durchführen?
  • Welche technischen Werkzeuge werden für die Übersetzung genutzt? Wie können diese in den Webauftritt integriert werden? (siehe dazu den Wikipedia-Artikel zu „Computerunterstützter Übersetzung“).
  • Wie und wann wird der Übersetzungsprozess angestoßen, wenn neue Inhalte in einer anderen Sprache erstellt wurden?
  • Brauchen wir eine gesonderte Qualitätssicherung? Wie kann diese organisiert werden?

„DAS LAYOUT AN FREMDE SCHRIFTEN ANPASSEN!”

Das Layout (bzw. Template) einer Website kann stark betroffen sein, wenn die Inhalte in einer anderen Sprache angezeigt werden. Während viele Sprachen, von westeuropäischen Sprachen bis hin zu Kyrillisch, meist problemlos sind, ändert sich die Lage, sobald es um Sprachen mit einer anderen Schrift-Richtung geht, z.B. Chinesisch oder Japanisch (von oben nach unten), oder Arabisch (von rechts nach links).

Auch kann die Länge einzelner Wörter oder Begriffe so stark variieren, dass das Navigation-Menü „gesprengt“ wird.

Ein anderes Beispiel für Dinge, die wir zumindest im Hinterkopf haben sollten, sind Formulare, die dem Besucher gezeigt werden. Unterschiedliche Kulturen haben unterschiedliche Gepflogenheiten, etwa wenn es um die Darstellung von Adressen geht. Steht die „Postleitzahl“ vor oder hinter der „Stadt“? Oder vielleicht existieren dort gar keine Postleitzahlen (wie z.B. in Irland), während es in anderen Ländern eine Pflichtangabe ist? Ist „Bundesland“ eine sinnvolle Information? Wo ist die „Absenden“-Schaltfläche, links oder rechts?

„SICHERSTELLEN, DASS DAS DESIGN ÜBERALL FUNKTIONIERT!”

Natürlich kann in unterschiedlichen Kulturen auch der Geschmack sehr verschieden sein. Was für das deutsche Auge hochprofessionell aussehen mag, könnte eher langweilig für den Besucher aus Japan wirken… und umgekehrt. Auch die Emotionen und Assoziationen, die mit bestimmten Symbolen und Farben verbunden werden, sind stark von der jeweiligen Kultur abhängig. So kann zum Beispiel die Farbe Weiß für „Reinheit, Unschuld“ stehen (Europa), oder für „Trauer“ (Asien).

Man könnte also sogar erwägen, abgestimmte Designs („Themes“) für bestimmte Regionen zu verwenden.

Lokalisierte Inhalte

Die angesprochene Übersetzung der Inhalte in die jeweilige Landessprache ist eine gute Sache, lässt für sich genommen aber einen wichtigen Aspekt noch außer Acht: Die Notwendigkeit für inhaltliche Modifikationen. Hier einige Beispiele für Informationen, bei denen man lokale Inhalte möglicherweise zumindest aufwerten möchte:

  • Kontaktinformationen (z.B. lokale Adressen, Telefonnummern,…)
  • Lokale Meldungen
  • Lokale Referenzen: In den meisten Regionen sind Referenzen aus dem eigenen Umfeld wesentlich wichtiger als etwa die großen Namen aus den USA o.ä.
  • Lokale Messen und Veranstaltungen
  • Verfügbare Produkte (Manche Produkte werden ggf. nicht weltweit angeboten)
  • Hervorgehobene Produkte (Oft sind bestimmte Produkte in unterschiedliche Regionen unterschiedlich relevant)
  • Auch Preise können sich in verschiedenen Märkten stark unterscheiden. Oft werden sie gar nicht genannt, aber falls sie genannt werden, dann müssen es auf jeden Fall die richtigen sein!
  • Anwendbares Recht – Informationen zu lokalen Normen und Vorschriften könnten sinnvoll oder sogar verpflichtend sein
  • Und Last but not Least: Die Berücksichtigung der lokalen Gepflogenheiten für die landessprachliche Suchmaschinenoptimierung, konkret: Die Begriffe kennen und verwenden, nach denen der lokale Benutzer wirklich suchen würde. (Natürlich kann der SEO-Aspekt noch deutlich ausgebaut werden…)

Dies alles führt zu der Erkenntnis, dass wir während des Übersetzungsprozesses Inhalte identifizieren wollen, welche ausgetauscht bzw. angepasst werden sollten. In einigen Fällen kann das Austauschen automatisiert werden (Keyword-Austausch durch das Content Management System), in andere Fällen ist es tatsächlich Handarbeit. Und es ist eng mit den oben angesprochenen „Unter-Varianten einer Sprache“ verwandt – z.B. sollen auf der Mexikanischen Website vermutlich andere lokale Inhalte gezeigt werden sollen als auf der Spanischen.

Nicht vergessen sollte man, dass auch der Inhalt von Bildern unterschiedlich geeignet sein kann. Erstaunlich häufig sind kulturelle oder religiöse Assoziationen im Spiel – besonders bei Abbildungen von Menschen.

Und ich möchte noch einen letzten Einzelaspekt hinzufügen: Die Suche. Wenn es ein Suchformular auf der Website gibt (was der Normalfall sein sollte), so darf nicht vergessen werden, die Suchergebnisse richtig abzugrenzen. Probleme an dieser Stelle sind leider nicht selten, lassen sich aber in der Regel auch leicht beheben.

Fazit

Wir haben nun also eine konkretere Vorstellung davon, was Lokalisierung von Inhalten und Darstellung bedeutet. Und, ganz ehrlich: An dieser Stelle wird mancher Leser eher verwirrter sein als zuvor, da alles so kompliziert und schwer umzusetzen erscheint.

Die schlechte Nachricht lautet: Richtig vermutet, es kann tatsächlich sehr kompliziert werden.

Die gute Nachricht aber ist: Im nächsten Teil dieser Artikelserie werden wir anfangen, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen – und Konzepte für Globale Websites besprechen, die angemessen und langfristig betreibbar sind, sprich: Die nicht außer Kontrolle geraten.

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